Ein Urlaub in den Niederlanden ist auf viele Arten erbaulich. Am meisten aber freuen mich immer die sprachlichen Differenzen. Bislang war mein klarer Favorit in Niederländischer Sprache „Bromfiets“, das Wort für Mofa (Brom: Brumm, Fiets: Fahrrad. Einfach und genial!). In diesem Jahr kam „Hondenpoep“ dazu. Was aber, wenn aus Spaß plötzlich Ernst wird und der eigene „Hond“ Durchfall bekommt? Panik ist, wie so häufig, die falsche Reaktion!
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Durchfall beim Hund kann zahlreiche Ursachen haben
Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass der Hund keineswegs so stabil und robust ist, wie man landläufig glaubt. Schon der Stress eines Transports oder ein Besitzerwechsel kann dem Vierbeiner so sehr zusetzen, dass das gesamte Verdauungssystem aus dem Ruder läuft.
Die häufigste Ursache für Durchfälle aber sind schlicht und einfach Fütterungsfehler. Bei manchen Hunden reicht es, wenn das Futter zu kalt ist, andere reagieren sehr empfindlich auf Futterumstellung, falsches oder verdorbenes Futter.
Wenn ein Hund beispielsweise hauptsächlich mit Trockenfutter ernährt wird und außer der Reihe plötzlich der Verdauungstrakt mit sehr fettreicher Nahrung konfrontiert wird, kann das dazu führen, dass der Magen-Darm-Trakt durcheinander gerät.
Viele Halter berichten davon, dass ihr Hund nach (oft kurzen) Aufenthalten bei Freunden oder Verwandten mit Durchfall nach Hause zurückkommt – dies passiert oft nach meistens gut gemeinter Gabe von Futter oder „Leckerlis“, die das Tier nicht gewöhnt ist.
Diese Auslöser sind relativ überschaubar und leicht zu beheben. Anders sieht es bei Krankheiten wie Parasitenbefall (Würmer, Pilze) oder Infektionen bakterieller und viraler Art aus. In diesen Fällen ist ein Gang zum Tierarzt unumgänglich.
Was viele Halter nicht wissen: Hunde können Allergien haben! Auch das ist ein möglicher Grund für Durchfall. In den Meisten Fällen sind dies Unverträglichkeiten verschiedener Getreide- oder Fleischsorten. Schließlich sind auch noch Schilddrüsen- und Leberprobleme auszugrenzen. Bekommt Ihr Hund Medikamente? Auch dies kann zu Verdauungsproblemen führen!
Was ist Durchfall eigentlich?
Durchfall (oder medizinisch: Diarrhö) bezeichnet keine Krankheit, sondern ein Symptom. Symptome wiederum sind Beschwerden oder Hinweise, die ein Arzt deutet, um auf den Kern der Erkrankung mittels einer Diagnose zu schließen. Durchfall ist eine Abwehrreaktion des Körpers, sei es der Körper eines Hundes oder der eines Menschen. Er ist ein Warnsignal, dass etwas mit dem Verdauungstrakt nicht in Ordnung ist.
Gerade Durchfall weist hier auf sehr viele verschiedene mögliche Erkrankungen hin, zuerst einmal ist er aber der Versuch des Körpers selbst, mit der veränderten Situation umzugehen. Bei nervösen oder futterbedingten Ursachen ist dies durchaus klug. Auch Parasiten werden schneller ausgeschieden, wenn der Nahrungsdurchsatz erhöht wird und die aufgenommene Nahrung durch verflüssigten Stuhl schneller wieder das System verlassen kann.
Das Hauptproblem hierbei ist der Umstand, dass Nahrung, die nicht fertig verdaut wurde, noch einen Großteil der wichtigen Nährstoffe in sich trägt und darüber hinaus neben Krankheitserregern auch eben diese Nährstoffe so schneller wieder den Körper des Hundes verlassen.
Muss ich zum Tierarzt?
In der Regel gilt, dass Durchfall alleine häufig einfach wieder verschwindet. Sobald aber weitere Symptome dazukommen, sind Vorsicht und der Gang zum Veterinär geboten.
Solche zusätzlichen Symptome können sein:
- Erbrechen
- Krämpfe
- Blähungen
- Darmgeräusche
- Fieber
- Blutiger Stuhl
- Häufiges Ruhen und Mattheit
Erbrechen ist in sofern ein Problem, als der nochmals erhöhte Flüssigkeits- und Elektrolytverlust den Kreislauf des Tieres extrem schwächen können. Der Hund dehydriert, trocknet also innerlich geradezu aus. In diesem Fall steht der sofortige Gang zum Tierarzt an, weil die Situation lebensbedrohlich werden kann. Je jünger das Tier ist, desto größer ist die Bedrohung, an Flüssigkeitsverlust bleibende Schäden zu erleiden.
Bei Welpen ist besondere Vorsicht geboten: ihr schwächerer und nicht voll ausgebildeter Körper kann noch schlechter mit Flüssigkeitsmangel umgehen und Dehydriert schneller, als der eines erwachsenen Hundes.
Trifft das zu muss es umgehend behandelt werden; anderenfalls droht Schlimmeres für den Vierbeiner. Alle anderen Symptome deuten ebenfalls auf mehr hin, als eine „Magenverstimmung“ und sind daher mindestens vom Arzt im Augenschein zu nehmen und gegebenenfalls dann im Anschluss zu therapieren.
Wenn Sie den Tierarzt wegen Durchfalls aufsuchen empfiehlt es sich, direkt eine Stuhlprobe Ihres Hundes mitzunehmen. So können Sie Zeit sparen und dafür Sorge tragen, dass das Tier schnellstmöglich auf den Weg der Besserung gebracht werden kann. Es gibt in der Apotheke für wenig Geld Plastikröhrchen mit Drehverschluss, die extra für Stuhlproben hergestellt werden.
Aber auch in einem sauberen Glas oder Filmdöschen kann man die Probe sicher und unfallfrei zum Arzt bekommen. Hilfreich ist auch, wenn Sie Ihre Beobachtungen hinsichtlich der Konsistenz und Häufigkeit des Stuhlgangs so präzise wie möglich schildern können. Machen Sie sich Notizen. Diese Schilderungen können wertvolle Hinweise für den Arzt bieten, um zügig zu einer schlüssigen Diagnose zu gelangen.
Was passiert beim Tierarzt?
Zuerst wird Ihr Hund in Augenschein genommen und die Symptome werden mit Ihren Beobachtungen abgeglichen. Eine Stuhlprobe wird im Labor untersucht und in manchen Fällen wird ein Blutbild gemacht, um Parasiten und Erreger besser erkennen oder ausschließen zu können. Ihr Tierarzt wird darüber hinaus in fast allen Fällen Schonkost verordnen.
Wie genau diese aussieht, kommt auf den Einzelfall an und kann sich stark unterscheiden. Nulldiät ist gängig, es gibt aber auch zahlreiche Präparate und Ernährungszusätze auf dem Markt, die die Genesung Ihres Hundes beschleunigen können. Hierbei ist wichtig darauf hinzuweisen, dass humanmedizinische Präparate unter allen Umständen zu vermeiden sind!
Geben Sie Ihrem Hund niemals eigenmächtig Medizin!
Manche Hunderassen wie Collies und Bobtails leiden an einem Gendefekt, der bei Gabe von Loperamidhaltigen Medikamenten fast sicher zum Tode führt. Das Präparat greift das Nervensystem des Hundes so massiv an, dass dem Patienten in den wenigsten Fällen das Leben gerettet werden kann. Was beim Menschen schnell und sicher helfen kann, ist möglicher Weise pures Gift für Ihren Hund. So ist das Verabreichen von Symptomspezifischen Medikamenten bei Hunden allgemein nicht üblich bei diesem Krankheitsbild.
Je nach Ausprägung der Dehydration wird der Tierarzt Elektrolyte verabreichen, um den Allgemeinzustand und den Kreislauf des Hundes zu stärken und die Selbstheilungskräfte zu unterstützen. Bei flüssigen Ausscheidungen, sei es Durchfall oder Erbrechen, ist der Wasserhaushalt des Tieres der erste Ansatzpunkt, um das Wohlbefinden zu steigern und den Hund wieder zu kräftigen.
Wie kann ich selbst Dehydration feststellen?
Eine übliche und zuverlässige Methode, um herauszufinden, ob der Körper eines Hundes über genügend Feuchtigkeit verfügt, ist ein Griff in den Nacken des Tieres. Man zieht langsam die Haut im Schulter-Nacken-Bereich zu einer Falte hoch und lässt diese dann los. Im Normalfall sollte sich diese Falte augenblicklich zurückbilden – tut sie es nicht, liegt eine Dehydration vor. Es ist notwendig, die Sekunden zu zählen, die die Falte benötigt, um sich zurückzubilden.
Anhand dieses Wertes ist vom Tierarzt feststellbar, wie weit der Flüssigkeitsmangel fortgeschritten ist. Grundsätzlich gilt: wenn die Falte im Nacken nicht sofort verschwindet, ist ein Besuch beim Veterinär ratsam oder notwendig!
Vielleicht interessant für einige: diese Methode funktioniert auch beim Menschen. Wenn man langsam eine Hautfalte am Unterarm hochzieht und diese nicht sofort nach dem Loslassen verschwindet, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Bei Verdacht auf Tumoren oder ähnliches können als Diagnosewerkzeuge auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Röntgen eingesetzt werden und auch Darmspiegelungen sind nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Hund unter den gebotenen Voraussetzungen möglich und können Erkenntnisse bringen, die auf anderem Weg nicht erlangt werden könnten.
Was ist eigentlich eine Zoonose?
Es sind gegenwärtig etwa 200 Krankheiten bekannt, die sowohl bei einem Tier wie auch beim Menschen vorkommen und zum Teil in beide Richtungen übertragen werden können (Amphixenose). Die eigentlichen Erreger können dabei Prionen, Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen, Helminthen oder Arthropoden sein. Wenn Sie selbst also unter einer Erkrankung leiden, ist es ratsam abzuklären, ob diese auch eine Ansteckungsgefahr für Ihren Hund (oder Ihre Katze) darstellt.
Gegebenenfalls sollten Sie sich dann einige Tage von Ihrem vierbeinigen Familienmitglied fernhalten, so schwer das auch manchmal fallen mag. Gerade bei älteren oder schwachen Tieren ist die Ansteckungsgefahr groß (Mensch -> Tier: Anthropozoonose). Das gilt, wie oben beschrieben, allerdings auch andersherum (Tier -> Mensch: Zooanthroponose)! Wenn ihr Tier Durchfall hat, der z.B. durch einen Norovirus hervorgerufen wurde, sollten Sie sich auch in Acht nehmen, sich nicht anzustecken.
Es gibt noch einen weiteren Auslöser für Durchfälle und zahllose andere Symptome, der hier noch nicht zur Sprache kam, dem Autoren aber besonders am Herzen liegt und daher nicht zu kurz kommen soll:
Gift!
Es fällt schwer, in Worte zu fassen, was man von „Menschen“ halten soll, die mutwillig und gezielt Giftköder auslegen, um Tiere zu töten oder nachhaltig zu schädigen. Diese können sich nicht gegen solche Angriffe wehren und sind diesen Angriffen nahezu schutzlos ausgeliefert. Die Betonung liegt dabei allerdings auf „nahezu“!
Vorsichtsmaßnahmen
- Pflegen Sie Kontakte zu anderen Hundehaltern in Ihrer Gegend
- Tauschen Sie sich regelmäßig aus über Gassi-Routen
- Achten Sie auf Artikel in lokalen Tageszeitungen und Radiobeiträge
- Führen Sie Ihren Hund auf unbekannten Wegen an der Leine
- Am wichtigsten: seien Sie aufmerksam und halten Sie die Augen offen!
Sobald Sie der Verdacht beschleicht, Ihr Hund könnte Opfer eines Giftköders geworden sein, suchen Sie den Tierarzt unverzüglich auf. Häufig ist es noch nicht zu spät, das Tier zu retten, aber Zeit ist hierbei von elementarer Bedeutung und wenige Minuten können über Wohl und Wehe Ihres vierbeinigen Freundes entscheiden. Scheuen Sie nicht zurück: ein Besuch zu viel beim Veterinär ist in diesen Fällen immer besser, als einer zu wenig!
Gift ist eine perfide Art, ungeliebte Haustiere zu attackieren, kann aber auch ohne fremde böse Absicht von Ihrem Hund verzehrt werden. Verdorbene Lebensmittel am Wegesrand, geplünderte Biotonnen und Komposthaufen – der einzige Weg, Ihren Hund effektiv zu schützen, ist Aufmerksamkeit und Achtsamkeit im Umgang mit dem Tier.
Fazit
Wenn kein akuter Verdacht auf eine Vergiftung besteht oder der Patient stark dehydriert ist, sollten Sie einem Hund mit Durchfall ohne weitere Symptome 1-2 Tage Zeit geben, sich selbst wieder in die Balance zu bringen. Nahrungsentzug kann helfen, ansonsten gönnen Sie Ihrem Tier Ruhe und überanstrengen Sie es nicht mit exzessivem Gassi-Gehen oder dergleichen. Häufig reguliert sich das Problem von selbst.
Sollte nach 2 Tagen keine Besserung zu verzeichnen sein, ist es unbedingt zu empfehlen, einen Tierarzt aufzusuchen und die Schwere und Art der Erkrankung feststellen zu lassen. Besonders junge, alte und schwache Tiere sind naturgemäß anfälliger. Wenn Sie Zweifel an Ihrem gesunden Augenmaß für die Situation haben, gehen Sie lieber früher zum Arzt, als zu spät! Bei Beachtung dieser Richtlinien sollte einer baldigen Genesung Ihres Vierbeiners nichts im Wege Stehen.
Bildnachweis:© Fotolia-Beitragsbild: javier broscH-#01: olgachirkova-#02:absolutimages-#03: CrazyCloud-#04: Alena Ozerova