Artgerecht, vollwertig und gesund soll Barfen sein. Doch wer sich schon einmal näher mit einem Ernährungsplan auseinandergesetzt hat und mit Rohfleisch gefüttert hat, der weiß, wie schwierig und teilweise fragwürdig diese Ernährungsform ist.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Negative Erfahrungen mit BARF: Keime, Mangelernährung und Co.
Der Mensch hat in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Fortschritte gemacht. Dabei geht es nicht nur um technische Errungenschaften, sondern auch um Erkenntnisse in der Ernährung. Wir wissen heute ganz genau, wie sich gesunde Nahrung zusammensetzt. Das gilt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Haustiere.
Daher hat sich der Trend zum BARFen stark verbreitet. Hundebesitzer können bis ins Detail entscheiden, was der geliebte Vierbeiner in seinen Napf bekommt. Negative Erfahrungen beim BARFen sind allerdings schnell gemacht. Rohfleisch ist sehr empfindlich.
Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden und schnell ist das frische Fleisch mit Keimen belastet, die eine Gefahr für Mensch und Hund darstellen können. Auch der Bedarf an Nährstoffen ist beim BARFen zu beachten.
Wissenschaftler haben gewissenhaft errechnet, was ein Hund an Nährstoffen benötigt. Verantwortungsvolle Hersteller nehmen sich diese Daten zu herzen und produzieren hochwertige Hundenahrung. Leider gibt es auch ein paar schwarze Schafe, die minderwertiges Futter herstellen.
Sie sind einer der Gründe, warum unzufriedene Kunden mit dem Gedanken spielen, aufs BARFen umzusteigen. Dieses hört sich verlockend an: eine artgerechte Ernährung des Hundes mit viel frischem Fleisch, basierend auf der Ernährungsform des Wolfs. Doch wie gesund ernährt sich eigentlich der Wolf?
Wölfe sterben viel früher als unsere Hunde
In freier Wildbahn liegt das Durchschnittsalter eines Wolfs bei 5 bis 6 Jahren. Viele erreichen aufgrund von Krankheiten nicht einmal das zweite Lebensjahr. Man kann also nicht behaupten, dass das Leben eines Wolfs besonders erstrebenswert sei.
Er muss täglich um sein Überleben kämpfen und legt dabei Strecken von bis zu 100 Kilometern zurück. Um seinen riesigen Energiebedarf zu stillen, kann er sich nicht erlauben, besonders wählerisch zu sein. Er nimmt alles, was er kriegen kann, um auf einen Durchschnittswert von drei bis fünf Kilogramm Futter pro Tag zu kommen. Diese Menge ist notwendig, um ihn mit ausreichend Energie und Nährstoffen zu versorgen.
Natürlich benötigen unsere Hunde aufgrund ihrer geringeren Aktivität deutlich weniger Energie als ein Wolf, – der grundsätzliche Bedarf an Nährstoffen unterscheidet sich jedoch nur geringfügig. Sie benötigen ebenfalls die gesamte Bandbreite an Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen.
Um diese in der notwendigen Menge und dem richtigen Verhältnis untereinander zu gewinnen, stehen dem Wolf seine täglich drei bis fünf Kilogramm Beute zur Verfügung. Vergleicht man diesen Wert mit dem BARFen, ist ein deutliches Missverhältnis erkennbar.
Der Hund erhält eine viel kleinere Portion, die es deutlich schwieriger macht, sich mit allen wichtigen Nährstoffen in ausreichendem Maß zu versorgen. Dies ist nur mit einem sehr gut durchdachten und streng einzuhaltenden Ernährungsplan möglich. Allerdings kommt es auch mit einem Ernährungsplan schnell zu einer Mangelernährung.
Stiftung Warentest stellt Mängel fest
Stiftung Warentest untersucht in regelmäßigen Abständen Hundefutter. Dazu zählten im Jahr 2019 auch BARF-Menüs. Das Ergebnis brachte hervor, dass viele nicht an die Ausgewogenheit einer hochwertiger Hundenahrung herankommen.
Hierbei muss man sich fragen: Wenn professionell zusammengestellte BARF-Menüs unbefriedigende Ergebnisse liefern, was ist zu erwarten, wenn Hundehalter diese selbst zusammenstellen? Das Ergebnis zeigt eine Studie, die in der medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wurde. Beinahe 100 BARFer gaben zu Protokoll, wie der Ernährungsplan für ihren Hund aussieht.
Anschließend wurden alle Hunde untersucht und die Zusammensetzung der Nahrung analysiert. Es stellte sich heraus, dass 60 Prozent der BARF-Futterpläne unzureichend waren. Durch sie konnte eine ausgewogene und gesunde Ernährung nicht gewährleistet werden. Diese negativen Erfahrungen beim BARFen rütteln viele Hundebesitzer wach. Immerhin gibt es Gründe für die bestehenden Richtlinien für Alleinfuttermittel.
Hohe Anforderungen beim Zusammenstellen einer Barf-Ration
Wer seinen Hund gesund ernähren möchte, sollte sich gut überlegen, ob er zum BARFer werden möchte. Denn die Anforderungen sind höher als oft geschildert. Die Stiftung Warentest hat anhand eines Modellhundes sehr eindrücklich geschildert, wie die optimale Zusammensetzung für ein 15 Kilogramm schweres, mäßig aktives Tier aussehen müsste:
Es bräuchte täglich 140 Gramm Muskelfleisch vom Rind, 45 Gramm grünen Rinderpansen, 50 Gramm Rinderniere, 10 Gramm Hühnerhälse, 20 Gramm Magerquark, 40 Gramm unmineralisierte Haferflocken, je 50 Gramm Karotten, Zucchini, Äpfel und Banane, 10 Gramm Sonnenblumenöl, 5 Gramm Lachsöl, 2 Gramm Eierschalenpulver, 25 Milligramm Zink und 1,5 Milligramm Kupfer, 2,25 Tabletten, à 100 Mikrogramm Jod und 2 Gramm Dorschlebertran.
Der Aufwand ist hier sehr hoch. Beim BARFen besteht immer die Gefahr, dass es mit der Zeit zu Mangelerscheinungen beim geliebten Vierbeiner kommt. Wer seinen Hund regelmäßig untersuchen lässt, kann das Risiko zumindest reduzieren.
Dort werden Mängel bei der Ernährung festgestellt und können behoben werden. Doch das ist nicht in jedem Fall möglich: Ein Mangel an Zink und Kupfer wird in den Blutwerten verschleiert, denn der Körper speichert diese in der Leber. Erst wenn der Speicher restlos erschöpft ist, lassen sich diese erkennen. Doch dann ist es bereits zu Nährstoffmängeln gekommen, die die Gesundheit des Hundes beinträchtigen können.
Auf der Suche nach gesunder Hundenahrung
Stellt man einem Tierarzt die Frage, ob er BARFen empfiehlt, sind die meisten zögerlich. Sie wissen nur zu gut, welche Konsequenzen dies für die Gesundheit eines Hundes haben kann und welche negativen Erfahrungen beim BARFen gemacht werden. Die meisten raten zu einem hochwertigen Fertigfutter. Doch welche Hundefuttermarken zählen dazu?
Wie stellt man hier Unterschiede fest? Klar ist, dass es um die Qualität der Zutaten und eine optimale Zusammensetzung geht. Doch was von vielen unbeachtet bleibt, ist die Art der Herstellung. Für Trockenfutter gibt es vier Herstellungsverfahren: Extrudieren, Pressen, Backen und Fleischsaftgaren.
Extrudiertes Hundefutter
Die meisten Trockenfutter werden heute durch Extrusion hergestellt. In Marken gesprochen sind das unter anderem Beneful, Bosch, Edgard & Cooper, Frolic, Hills, Josera, Orijen, Pedigree, Rinti, Royal Canin und Wolfsblut.
Die Marken Pedigree, Frolic, Royal Canin und Beneful verkaufen zusammen über 41 % aller Trockenfutter und keine dieser vier Marken bietet Fleisch als Hauptbestandteil.
Bei der Extrusion werden die Zutaten mit Wasser vermischt und unter großer Hitze zu einer formbaren Masse verarbeitet. Im Anschluss daran presst man das Gemisch durch Düsen und verwandelt sie in einem heißen Trockner zu Kroketten.
Als Proteinquelle wird häufig Fleischmehl verwendet. Das entsteht, wenn Fleisch durch große Hitze und großem Druck der nährstoffreiche Fleischsaft und das natürliche Fett (ein Geschmacksträger) entzogen wird. Fleischmehl wird verwendet, weil die zu extrudierende Zutatenmassen nicht viel mehr als 25 % Frischfleisch enthalten darf.
Mehr kann der Extruder halt nicht, sonst wird das Hundefutter bröselig. Das Herstellungsverfahren Extrusion führt immer zu einem Hundefutter, das aufquillt. Verbraucher kennen das von Frühstücksflocken, wie zum Beispiel den Kellogg’s Froot Loops, die ebenso durch Extrusion hergestellt werden. Aufquellendes Hundefutter erhöht das Risiko einer Magendrehung bei größeren Hunderassen.
Kaltgepresstes Hundefutter
Einige Trockenfutter werden gepresst. Aus der Werbung ist dieses Verfahren als Kaltpressen bekannt. Im Grunde genommen besteht kein wesentlicher Unterschied zu dem pelletierten Pressfutter aus der Massentierhaltung. Für gepresstes Hundefutter werden allerdings nur Mehle verwendet. Das können z. B. Maismehl, Reismehl, Pansenmehl, Knochenmehl und Fleischmehl sein. Diese Mehle werden unter hohem Druck durch eine Matrize gepresst.
Dabei entsteht Wärme von etwa 80 Grad. Kaltgepresstes Hundefutter quillt nicht auf, sondern zerfällt wieder in seine Bestandteile, also zu Mehl. Gut zu beobachten, wenn Sie kaltgepresstes Hundefutter in ein Glas mit Wasser geben und etwa zwei Stunden warten.
Das Wort kaltgepresst ist hier auch nicht richtig, denn gepresst werden ja auch tierische Bestandteile, wie beispielsweise Pansenmehl, Knochenmehl oder Fleischmehl. Diese werden jedoch lange vor dem Kaltpressen durch hohe Temperaturen und Druck hergestellt.
Zu den Marken, die kaltgepresstes Hundefutter anbieten, gehören beispielsweise Markus-Mühle, Das Gesunde Tier, Lukullus, Naturavetal, Wildborn und Pets Deli.
Gebackenes Hundefutter
Wenige Trockenfutter entstehen durch Backen. Das ist die älteste Form der industriellen Herstellung von Trockenfutter. In den Backteig lässt sich sogar ein hoher Anteil Frischfleisch einbringen. Allerdings werden für das Backen länger hohe Temperaturen benötigt als für das Extrudieren. Gebackenes Hundefutter quillt nicht auf, ist jedoch leichter als kaltgepresstes oder extrudiertes Hundefutter.
Die empfohlene Fütterungsmenge ist daher größer. Im Vergleich zu extrudiertem Hundefutter nimmt die größere Futtermenge das Aufquellen vorweg. Somit besteht auch bei gebackenem Hundefutter das Risiko einer Magendrehung bei größeren Hunderassen.
Zu den Marken, die gebackenes Hundefutter anbieten, gehören unter anderem Bubeck, Wildcraft und Terra Canis.
Fleischsaftgegarte Hundenahrung
Schließlich gibt es noch die Fleischsaftgarung, eine recht junge Zubereitungsmethode. Durch die Methode der Fleischsaftgarung wird sowohl Trocken- als auch Nassnahrung zubereitet. Die Fleischsaftgarung kommt ursprünglich aus der Küche und fällt in die Kategorie Slow Cooking, Vakuumgaren und Niedrigtemperaturgaren.
Angepasst für Hunde trifft die Fleischsaftgarung damit einen aktuellen Trend. Trockennahrung aus Frischfleisch entsteht, wenn dieses lange bei niedriger Temperatur gegart und der Fleischsaft dabei stetig reduziert wird. Das Ergebnis ist dann auch nicht wirklich trocken wie Trockenfutter.
Die verbleibende Restfeuchte des Fleischsaftes lässt die Trockennahrung kaubar-weich und die Kochtechnik des Reduzierens verstärkt den Fleischgeschmack auf eine natürliche Weise. Daher kommt fleischsaftgegarte Hundenahrung ohne Geschmacksverstärker aus.
Wissenschaftler der Harvard University haben herausgefunden, dass Fleisch durch Erwärmung verdaulicher wird. Das trifft sowohl auf Menschen zu als auch auf Tieren. Der Hund benötigt somit weniger gegartes Fleisch als rohes Fleisch, um seinen täglichen Energiebedarf zu decken. Das entlastet den Magen und das Verdauungssystem. Außerdem tötet das Erhitzen des Fleisches vorhandene Krankheitserreger (Keime und Bakterien) ab, was dem Körper eine energieaufwendige Infektionsabwehr erspart.
Gegenüber extrudiertem, gepresstem und gebackenem Hundefutter wird Hundenahrung aus Fleischsaftgarung regelmäßig vom TÜV getestet. Damit soll sichtbar gemacht werden, dass es sich bei der Fleischsaftgarung nicht um eine Werbeschummelei handelt. Der TÜV prüft, ob die deklarierte Frischfleischmenge tatsächlich verwendet wird. Auch auf Schadstoffe wird die fleischsaftgegarte Hundenahrung getestet. Das schützt die Gesundheit des Hundes und seines Besitzers. Die Prüfparameter werden regelmäßig veröffentlicht.
Fleischsaftgarung bildet somit eine Brücke, mit der die Vorteile von BARF mit denen von herkömmlichem Hundefutter verbunden werden. Hundenahrung aus Fleischsaftgarung ist transparent (TÜV), nährstoffreich, schmackhaft und verdaulich wie BARF, gleichzeitig haltbar, ausgewogen und bequem wie extrudiertes, gepresstes oder gebackenes Hundefutter.