Dass die Allergiebereitschaft beim Menschen steigt, ist hinreichend bekannt. Doch dass dieses Phänomen auch Tiere und vor allem Hunde trifft, wissen teilweise nicht einmal die Tierhalter selbst.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Allergie beim Hund: Diagnose beim Tierarzt
Viele Hundehalter haben den Verdacht des Parasitenbefalls bei ihrem vierbeinigen Liebling. Er kratzt sich ständig und findet keine Ruhe. Und das, obwohl er regelmäßig mit einem Spot-on behandelt wird! Also vielleicht lieber ein anderes Präparat anwenden? Oder besser gleich zum Tierarzt gehen? Genau das ist die richtige Herangehensweise, denn der Tierarzt wird in vielen Fällen bestätigen, dass das Anti-Parasitenmittel durchaus wirksam ist. Vielmehr leidet der Hund unter einer Allergie.
Worauf reagieren Hunde allergisch?
Die Diagnose „Allergie“ wird in jüngster Zeit immer häufiger gestellt, wobei die Arten der Unverträglichkeit teilweise sogar regional verschieden sind. Wer mit seinem Tier in einer warmen und eher feuchten Umgebung lebt, bekommt es häufiger mit einer Flohstichallergie beim Hund zu tun. Das heißt aber nicht, dass das Problem nur in ganzjährig feucht-warmen Gebieten auftritt, sondern auch hierzulande, wenn der Sommer sehr schwül ist. Die Flöhe fühlen sich dann pudelwohl und hüpfen entsprechend zahlreicher auf Hund und Katze.
Daneben sind auch Umweltallergien häufig – auch ein Hund kann auf Pollen oder Hausstaub reagieren. Als dritthäufigste Allergieart sind die Futtermittelallergien zu nennen. Allerdings gibt es auch Kombinationen, was die tatsächliche Zuordnung der Allergie nicht eben vereinfacht.
Für die Diagnosestellung lässt der Tierarzt „Abklatschzytologien“ erstellen – er nimmt Hautproben, auf denen Hefekulturen und Bakterien nachgewiesen werden können. Sind keine derartigen Infektionen vorhanden, bleiben als Auslöser des Juckreizes noch Allergien und Parasiten übrig. Es wird danach vorbeugend gegen Parasiten behandelt, selbst wenn mithilfe des Flohkammes und eines Hautschabsels nichts nachweisbar ist. Es heißt nämlich nicht, dass keine Parasiten vorhanden sind, weil diese nicht nachgewiesen werden konnten – je nach Art können sich diese Tierchen gut tarnen. Die vorbeugende Behandlung macht ihnen den Garaus und ist häufig schon die Lösung des ganzen Problems.
Video: Hundeallergie – Was kann man tun, wenn man einen Hund haben will? Welche Rassen eignen sich?
Allergie beim Hund: Symptome des allergischen Tieres
Die Symptome der Allergie beim Hund sind sehr vielseitig. Hauptsächlich zeigt sie sich in Juckreiz und damit in verstärktem Kratzen. Betroffene Hunde wälzen und reiben sich zudem vermehrt, des Weiteren schlecken sie auffällig oft die Pfoten. Ein weiteres Symptom betrifft die Ohren, welche sich schmerzhaft entzünden können. Der Hund mag den Kopf nicht mehr bewegen, will auf keinen Fall an den Ohren angefasst werden und jault bei Berührungen. Deutliche Symptome für eine Entzündung, die durch den Tierarzt abgeklärt werden muss.
Außerdem treten folgende Symptome bei allergischen Hunden sehr häufig auf:
- Zwischenzehengranulome (kleine Knötchen in den Zehenzwischenräumen, die sich entzünden)
- Bildung von Hot Spots (runde, feuchte bis nässende Stelle am hinteren Rücken, im Hals- und Seitenbereich)
- Urtikaria (Nesselsucht)
- Angioödeme (Schwellungen v. a. der Augenlider)
- Bindehautentzündung
Leider erkennen auch viele Tierärzte eine Allergie nicht auf den ersten Blick, daher kann der Gang zum Spezialisten im Fachbereich Dermatologie sinnvoll sein, wenn ein entsprechender Verdacht besteht. Dabei wird geklärt, ob es sich um ein saisonales Auftreten der Symptome handelt, was noch mehr für eine Allergie spricht. Umweltallergene und Parasiten können dafür die Auslöser sein.
Übrigens kommt es beim Hund seltener zu den beim Menschen typischen Allergiesymptomen mit Niesreiz und tränenden Augen. Der Hund kämpft eher mit Juckreiz, der sich in erster Linie auf Augen und Nase erstreckt. Er reibt sich häufig mit der Pfote über das Gesicht oder wischt gar mit der Nase über den Boden. Das sieht teilweise recht lustig aus, ist es für das Tier aber ganz und gar nicht.
Welche Allergie hat der Hund?
Können Entzündungen und Infektionen sowie Parasiten als Auslöser des Juckreizes des Hundes ausgeschlossen werden, steht die Diagnose „Allergie“. Um diese Feststellung zu sichern, braucht der Tierarzt aber auch die Vorgeschichte des Tieres sowie das aktuelle klinische Bild. Nun stellt sich die Frage, worauf der Hund denn allergisch reagiert. Eine Allergie auf Flohbisse zeigt sich vor allem im Bereich des oberen hinteren Rückens sowie des Schwanzansatzes. Teilweise ist auch der Bauch von der ständigen Kratzerei des Hundes betroffen.
Ist mein Hund allergisch auf Futter oder die Um
welt?
Eine Allergie auf bestimmte Futtermittel oder Umweltauslöser sieht meist ähnlich aus. Allerdings ist eine Futtermittelallergie meist ganzjährig vorhanden – per Ausschlussdiät findet der Tierarzt heraus, auf welches Allergen im Futter das Tier reagiert. Muss die Futtermittelallergie ebenfalls ausgeschlossen werden, bleibt nur noch eine Unverträglichkeit auf Umweltallergene.
Eine genaue Beobachtung hilft dabei, die Allergene zu identifizieren, die das Tier plagen. Besteht eine Allergie auf Birken- oder Haselnusspollen, so verstärken sich die Symptome in der Blühzeit dieser Bäume. Eine Flohstichallergie tritt besonders häufig bei schwülem Wetter auf, in trockenen, heißen Phasen des Sommers verringern sich die Symptome. Allerdings wird auch durch andere Einflüsse ausgelöster Juckreiz durch warm-feuchtes Wetter verstärkt.
Video: Hat mein Hund eine Allergie? Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
Hunde mit Allergien: Vermeidung schwierig
Weitaus mehr Hunde als bislang angenommen leiden an einer Pollenallergie – das zeigt sich besonders daran, dass die Probleme saisonal verstärkt auftreten und das Tier im Winter nahezu beschwerdefrei ist. Die Symptome verstärken sich ähnlich wie beim Menschen immer dann, wenn die Pflanzen in die Blühphase treten.
Hunde mit einer Pollenallergie haben es schwer: Die Vermeidung der Allergene ist kaum möglich. Gerade einer Allergie auf Gräserpollen kann schwer durch Vermeidung begegnet werden – schließlich rennt der Hund liebend gern durchs Gras. Sicherlich ist es hilfreich, das Toben im meterhohen und blühenden Gras zu unterbinden, sofern sich das bewerkstelligen lässt. Allerdings ist die Vermeidungstaktik keine Garantie dafür, dass das Tier beschwerdefrei wird oder gar bleibt.
Bei einer Allergie auf Hausstaub ist es möglich, den kompletten Teppich in der Wohnung durch Parkett zu ersetzen, Decken durch Polstermatten aus Kokos oder Rosshaar und täglich das ganze Haus zu wischen. Leider kratzen sich viele Hunde trotz dieser Maßnahmen und treiben ihren Besitzer damit schier zur Verzweiflung.
Tierärzte gehen heute davon aus, dass der Kontakt mit Umweltallergenen gar nicht über die Atmung verläuft, sondern über die Haut erfolgt. Daher kann es hilfreich sein, den Hund nach einem Spaziergang abzuduschen. Somit können Hundebesitzer einen großen Teil der Allergene aus dem Fell spülen.
Hunde mit Allergien auf die Umwelt: Kontaktvermeidung doch möglich?
Wie bereits gesagt – gänzlich lässt sich der Kontakt mit Umweltallergenen kaum vermeiden, allerdings kann er zumindest eingeschränkt werden. Doch es ist nicht nötig, den teuren Teppich durch noch teureres Parkett zu ersetzen – eine Garantie für eine Besserung gibt es einfach nicht. Allerdings hilft es vielfach bereits, öfter mit einem Staubsauger mit HEPA-Filter zu saugen, der kleinste Partikel besonders effizient einsaugt.
Das Hundebett lässt sich meist prima mit einem zusätzlichen Kopfkissenbezug überziehen bzw. die Kissen, die verwendet werden, bekommen einzeln derartige Bezüge. Allergikerbettwäsche kann bei bis zu 95 �C gewaschen werden – hilfreich bei leichter Hausstauballergie! Die höchste Konzentration an Hausstaubmilben findet sich im Schlafzimmer und hier natürlich im Bett – dort sollte der Hund fortan nicht mehr schlafen dürfen.
Die meisten Umgebungssprays gegen Ungeziefer helfen auch hervorragend gegen Hausstaubmilben. Tote Milben sind zwar immer noch allergieauslösend, können sich aber nicht mehr vermehren. Das heißt, nach und nach sinkt die Anzahl der noch lebenden Milben und so sterben die Biester regelrecht aus. Allerdings wird kaum jemand sein Bett mit Umgebungsspray behandeln wollen, also werden immer noch nicht alle Räume eines Hauses frei von Hausstaubmilben.
Ein Wort zu Spot-ons: Inzwischen gilt als sicher, dass die Konzentration an Hausstaubmilben deutlich geringer ist, wenn die Hunde im Haushalt ganzjährig mit Spot-ons behandelt werden, denn die Mittel wirken auch auf die Umgebung. Die Wirkstoffe des Anti-Parasitenmittels sind selbst in den Hautschuppen, die vom Hund überall abfallen, enthalten und vergiften die Hausstaubmilben nach und nach. Die Population der Milben im Haushalt verringert sich dadurch.
Wichtig ist aber, wirklich das ganze Jahr über konsequent und lückenlos die Spot-ons anzuwenden. Lückenlos heißt, die Auffrischung jeden Monat vorzunehmen.
Allergiesymptome in den Griff bekommen
Ist die Hautbarriere des Hundes erst einmal gestört, haben auch Infektionen leichteres Spiel – der Hund kratzt sich noch mehr, weil sich die angegriffene Haut entzündet. Außerdem ist auch das Eindringen der Allergene deutlich leichter, wenn die Hautbarriere nicht richtig funktioniert. Omega-3-Fettsäuren helfen, diese wieder zu stärken, wobei das nur mit sehr hochwertigen Mitteln möglich ist.
Dafür sollten Hundebesitzer auch bereit sein, etwas mehr Geld auszugeben, denn die günstigen Mittel aus dem Supermarkt enthalten meist nur EPA (eine der Fettsäuren) in niedriger Konzentration. Besser sind spezielle Mittel aus der Tierapotheke , Lachsölkapseln für Menschen und natürlich das richtige Hundefutter, das Sie hier online bekommen, sorgen für Besserung der Symtome Ihres Lieblings .
Dem Hund kann außerdem ein kalter Lappen guttun oder kühle Bäder im Sommer. Das lindert den Juckreiz und lässt Schwellungen zurückgehen.
Der Tierarzt kann überdies Medikamente verschreiben, die gegen Juckreiz helfen. Eines dieser Mittel ist Kortison, was aber – wie beim Menschen auch – nicht über längere Zeit in hohen Dosen eingesetzt werden darf. Die Nebenwirkungen sind einfach zu gravierend.
Dazu gehören:
- Übermäßiger Appetit
- starkes Durstgefühl
- erhöhter Harndrang
- erhöhtes Risiko für das Cushing-Syndrom
- erhöhtes Risiko für Thrombosen
Für einen langfristigen Einsatz ist Kortison daher keinesfalls das Mittel der Wahl. Kurzzeitig jedoch hilft es, die Symptome der Allergie zu lindern.
Was macht der Tierarzt?
Der Tierarzt wird eine kombinierte Therapie anstreben. Das heißt, er wird Vermeidung der Allergene, Desensibilisierung und Medikamentengabe miteinander in Verbindung bringen. Die Medikamente sind zur symptomatischen Therapie gedacht, das heißt, sie lindern die Beschwerden. Durch die Vermeidung soll die Belastung an sich verringert werden, damit wiederum ist es teilweise möglich, geringere Dosen der Medikamente zu verabreichen. Allerdings hilft Vermeidung allein nicht, wie wir bereits weiter oben erklärt haben.
Neben der Gabe von Kortison kann der Tierarzt zudem Antihistaminika verabreichen, diese haben weniger Nebenwirkungen und lindern die Beschwerden, sind aber nicht so effektiv wie Kortison. Dafür kommen sie aber für eine Langzeitbehandlung eher in Betracht.
Vom Menschen ist die Desensibilisierung gegen die Allergene bekannt – auch als Hyposensibilisierung bekannt. Der Hund wird dafür mit den allergieauslösenden Stoffen konfrontiert und das in steigender Konzentration. Dafür muss aber erst einmal bekannt sein, wogegen der Hund wirklich allergisch ist. Hierfür ist ein Allergietest angeraten.
Allerdings sagen viele Dermatologen für Hunde, dass solch ein Bluttest auch falsch positiv ausfallen kann. So gibt es Erkenntnisse, dass Hunde, die unter Fuchsräude leiden, zu etwa 60 Prozent falsch positive Ergebnisse auf eine Allergie auf Hausstaubmilben zeigen. Hier liegt eine sogenannte Kreuzreaktivität vor. Wichtig ist daher eine genaue Beobachtung des Tieres, teilweise lässt sich daraus bereits eine Allergietendenz ableiten.
Bei der Desensibilisierung wird der Tierarzt kleinste Mengen des Allergens in festen zeitlichen Abständen unter die Haut spritzen. Die Dosis wird nach und nach gesteigert und das solange, bis die Höchstdosis erreicht wurde. Nun spritzt der Tierarzt diese maximale Dosis in immer größeren Zeitabständen. Die genauen Abstände und die Maximaldosis sollten individuell festgelegt werden, denn das Optimum unterscheidet sich von Hund zu Hund. Während ein Tier gut auf die Menge und den Abstand reagiert, bleibt die Wirkung bei einem anderen Tier vielleicht aus, wenn keine Anpassungen vorgenommen wurden. Die Behandlung ist gut verträglich, allerdings dauert sie teilweise mehrere Jahre.
Hunde mit Allergien: Geduld ist gefragt
Leider gibt es kein Allheilmittel bei der Behandlung einer Allergie des Hundes. Wichtig ist, dass der behandelnde Tierarzt ausreichend Erfahrung mit derartigen Erkrankungen vorweisen kann – eventuell sollte ein Dermatologe hinzugezogen werden. Das wiederum erfordert aber oft, weite Wege in Kauf zu nehmen, was nicht allen Hundebesitzern möglich ist.
Ansonsten ist Geduld gefragt, denn die Allergiebehandlung dauert oft lange. Nicht jedes Tier spricht auf jede Therapieform oder jedes Mittel an, oft führen viele Wege ins Leere und leider nicht zum Erfolg. Doch selbst bei erfolgreicher Therapie kann es zwischen drei und sechs Monate dauern, bis die Allergiesymptome eingedämmt werden können. Außerdem ist es nicht selten so, dass sich der Tierhalter darüber freut, dass Medikament xy oder eine bestimmte Maßnahme dem Tier endlich hilft – dabei blüht vielleicht nur gerade das allergieauslösende Gras nicht mehr. Im nächsten Jahr stellt sich mit der Blüte die Allergie wieder ein und oft ist der Hundehalter dann ratlos, warum sein Mittel nicht mehr wirkt.
Übrigens: Ablenkung tut auch dem Hund gut! Hat das Tier immense Langeweile, wird es sich noch weitaus mehr auf den Juckreiz konzentrieren. Ist es durch Spaziergänge und die Nähe zu seinem Menschen abgelenkt, wird die Haut weniger gereizt und der Kreislauf aus Kratzen – Aufkratzen – Entzünden – stärkerer Juckreiz wird zumindest unterbrochen.
BIldnachweis: ©Shutterstock-Titelbild: Natee K Jindakum-#01: Natee K Jindakum-#02: Susan Schmitz -#03: Albina Glisic -#04: Kalamurzing -#05: Monkey Business Images
1 Kommentar
Der Hund eines Kollegen litt unter Heuschnupfen. Das kam allerdings erst bei einem Allergietest für Tiere raus. Bis dahin dachten alle, dass das Tier chronisch erkältet sei.