Junge oder Mädchen, Rüde oder Hündin — das ist hier die Frage. Für viele ist die Frage des Geschlechtes eine der ersten, die beim Thema Familienzuwachs Hund geklärt werden. Hier finden Sie Hilfe und Tipps, die Ihnen die Entscheidung erleichtern könnten.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Rüde: Der dominante Macho? Ein Überblick
Der Rüde ist dafür bekannt, in Kämpfen und Rangeleien seine Ordnung unter den Spielkameraden auszumachen und gilt deshalb auch als der dominantere “Macho” im Vergleich zur Hündin. Auch seien sie, was aber von der jeweiligen Rasse abhängt, meist größer, haben in der Regel mehr Fell und scheinen schwerer erziehbar, sturer zu sein.
Der Hündin wird wiederum Gehorsam nachgesagt. Sie sollen “weicher” sein als ihre männlichen Genossen und deshalb auch familien- und kinderfreundlicher. Aus diesem Grund scheint die Hündin derzeit auch tendenziell beliebter (und deshalb teuerer) zu sein, als der Rüde. Wenn Sie aber mit dem Gedanken spielen, an Wettbewerben teilzunehmen, sind Sie mit einem Rüden auf der sicheren Seite, da die meisten Turniere weibliche Hunde ausschließen.
Vorurteile wie diese könnten bei Ihrer Wahl zwar das Bauchgefühl beeinflussen, sind aber nie wirklich garantiert. Der Rüde ist nämlich prinzipiellfreundlicher zu fremden Welpen, wohingegen die Hündin zur Verteidigung ihres Nachwuchses auch schon mal die Zähne fletschen kann gegenüber anderen Hundebabies (die nicht ihre eigenen sind).
Und: Mädchen gelten als zickig — auch Hündinnen. Bei ihnen können Kämpfe auch schon mal blutig-dramatisch enden, wohingegen der Rüde im Streit eher “viel Lärm um nichts” macht und sich schnell einkriegt oder seinem Artgenossen schließlich besser aus dem Weg geht. Wer also der dominanter ist, lässt sich nicht so einfach sagen.
Läufigkeit: Mit Rüde einfacher?
Wer aber buchstäblich die Hosen anhaben muss, sind Hündinnen, zumindest läufige. Die Läufigkeit bezeichnet die Zeit, in der Hunde paarungsbereit sind. Die dauert bei Hunden um die zwei bis drei Wochen. Der Rüde wird einmal im Jahr läufig, wohingegen Hündinnen sogar zweimal im Jahr paarungsbereit sind (was aber wieder von der jeweiligen Rasse abhängig ist).
Während dieser Zeit kommt es bei Weibchen zu Blutungen, die vergleichbar sind mit dem menschlichen weiblichen Zyklus. Dafür gibt es für Hündinnen spezielle Schutzhöschen, die zur Hygiene von Hund und Haus beitragen.
Der Rüde blutet während der Läufigkeit nicht. Doch ist das Leben mit läufigen Rüden wirklich einfacher als mit Hündinnen? Ein läufiger Rüde ist aufgeregter als sonst, sehr fokussiert auf noch nicht vergebene, fruchtbare Weibchen und vergisst deswegen auch gerne schon mal altbekannte Kommandos. Es kann auch vorkommen, dass männliche Hunde grundlos oder gerade weil sie diese altbekannten Kommandos doch befolgen müssen, wimmern und heulen.
Manche verweigern in der Läufigkeit sogar ihr Futter und scheinen vollkommen appetitlos zu sein. Die Hündin ist entweder anhänglicher als sonst oder zickig(er) gegenüber Herrchen, Frauchen, Welpen oder Gleichgesinnten.
Zusammengefasst kann man also sagen, dass beide, Rüde und Hündin, während dieser Zeit im Jahr außer Rand und Band geraten. Besonders wenn schon andere Rüden in der Nachbarschaft wohnen, sollte man sich gut überlegen, ob man sich eine Hündin anschafft. Sie könnte dann schon mal mit anderen Jungs durchbrennen, sogar wenn der Zaun viel höher ist als sie selbst.
Scheinschwangerschaft: Pluspunkt für Rüde?
Ein Grund, weshalb man zum Rüden tendieren könnte ist, dass er nicht scheinschwanger wird. Weibchen können neun Monate nach ihrer Läufigkeit scheinschwanger werden, da eine Hunde-Trächtigkeit 58 – 68 Tage dauert. Die Scheinschwangerschaft ist wiederum eine etwa 14-tägige Phase, in der die Hündin reizbarer oder auch anhänglicher werden kann, eventuell keine Lust aufs Gassigehen hat und Gegenstände und Spielzeuge umsorgt, als eine Art Geburtsvorbereitung aufs erhoffte Mama-sein.
Video: Rüde oder Hündin: Welcher Hund passt zu mir?
Rüde und Kastration
Wenn eine Hündin besondere Probleme bei einer extremen Scheinschwangerschaft bekommt, kann der Tierarzt zu einer Kastration raten. Dies kann der Fall sein, wenn die Phase außergewöhnlich lange dauert oder sich besonders stark auf den Hund auswirkt und die Hündin leidet. Sprich bei extremer Futter- und Bewegungsunlust oder auch, wenn die Hündin besonders traurig, gar depressiv wirkt, viel heult und jault.
Der Rüde wird ja wiederum in erster Linie kastriert, um Nachwuchs zu verhindern und das Interesse an Weibchen zu mindern. Dafür gibt es aber auch wieder keine Garantie. Kastrierte Rüden sollen zudem leichter zu bändigen und weniger in Rauflaune sein. Aber beachten Sie, dass eine Kastration auf keinen Fall ein bequemes Allheilmittel für einen braven Rüden ist, der von nun an nicht mehr raufen will, weniger markiert und sein Macho-Getue für immer bleiben lässt.
Denn das hat etwas mit der Erziehung und dem Naturell des Hundes zu tun und nicht mit der Kastration. Bedenken Sie, dass eine Kastration ein operativer, großer und belastender Eingriff ist, den das Tier bewältigen muss. Sie kann eine Fellveränderung, Gewichtszunahme oder Inkontinenz bei Hunden beider Geschlechter hervorrufen. Eine Kastration sollte, so Hunde-Experten, also immer die einzig letzte Lösung bleiben, um die Gesundheit Ihres Tieres zu gewährleisten und sollte nur im Notfall erwogen werden.
Der Rüde und die Hündin: Krankheiten
Der Rüde ist wegen seines Körperbaus und Größe im Allgemeinen anfälliger für Krankheiten. Jedoch ist auch die Hündin ist gefährdet. Vor allem für Gebärmutterkrebs, Gesäusetumore oder eine Milchleistenentzündung, was für Rüden nicht in Frage kommen kann. Krankheitstechnisch steht also Gleichstand. Denn ganz egal, für welches Tier und welche Hunderasse Sie sich im Endeffekt entscheiden werden: Sie sollten immer die potentielle Krankheitsgefahr und die damit verbundenen Kosten im Hinterkopf behalten. Die sollten in die grundsätzliche Überlegung über einen tierischen Familienzuwachs mit einfließen und nicht unterschätzt werden.
Fazit
Wenn Sie Hunde am natürlichsten halten wollen, sollten Sie zwei zusammen halten. Das entspricht dem Rudelschema, das die Hunde aufgrund ihrer Wolf-Wurzeln gewohnt sind. In diesem fühlen sie sich am wohlsten.
Ideal wäre ein Pärchen, also Rüde und Hündin zusammen, doch in diesem Fall sollte der Rüde entweder kastriert sein oder unter ständiger Beobachtung stehen. Der Vorteil an einem Pärchen ist, dass die Konkurrenz beider geringer ist. Man sagt zum Beispiel, dass die Konkurrenz und Streitgefahr bei gleichgeschlechtlichen Pärchen, besonders Hündinnen, deutlich höher ist, im Gegensatz zur Zweisamkeit von Junge und Mädchen. Aber auch für diese These gibt es wiederum keine Gewissheit.
Dies sind lediglich leitende Anregungen. Das Wichtigste bei Ihrer Entscheidung sollte Ihr Bauchgefühl und die “Chemie” zwischen dem Tier und Ihnen sein. Für weitere Informationen lohnt es sich immer, andere Ansprechpartner, sei es Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte mit Hund-Erfahrung, der Züchter oder das Tierheim selbst, um Rat und Hilfe zu bitten. Besonders diese Tierexperten können Ihnen beim Verhalten jedes individuellen Tieres spezifische, kompetente Auskunft geben.
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