Ursprünglich stammen Wellensittiche aus Australien, wo sie seit etwa 4 Millionen Jahren vorkommen. In ihrer Heimat kommen sie ausschließlich in grüner Farbe daher. Die Farbschläge Blau oder Gelb sind durch Züchtungen in Europa entstanden. Was die wenigsten wissen ist, dass Wellensittiche ausgesprochen gute Flieger sind. Im australischen Outback legen sie an manchen Tagen Strecken von mehreren hundert Kilometern zurück. Schon erstaunlich.
Seit sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch den englischen Forscher John Gould nach Europa gebracht wurden, haben sie einen permanenten Siegeszug angetreten, der ihnen die Wohnungen und Häuser der Menschen öffnete. Der Grund liegt darin, dass Wellensittiche in ihrer Unterbringung sehr anspruchslos sind und in den meisten Fällen sehr zahm werden können. Man muss nur wissen, wie man es richtig anpackt.
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Wie wird mein Wellensittich zahm?
Nun kann es recht schwierig werden, einen einzelnen Wellensittich zu zähmen, doch was ist, wenn man es mit zwei Vögeln zu tun hat? Viele Halter von Wellensittichen vertreten die These, dass es unmöglich ist, zwei Tiere gleichzeitig zu zähmen, doch dies trifft in den meisten aller Fälle nicht zu.
Es dauert nur ein bisschen länger und fordert mehr Geduld als wenn man nur einen Vogel zähmt. Grundsätzlich sollte bei zwei Tieren darauf geachtet werden, dass man einen Hahn und eine Henne hält. Bei zwei Hennen kann es leicht zum „Zickenkrieg“ kommen, da bei Wellensittichen die Mädels die Hosen an haben.
Als erstes ist es wichtig, dass die Vögel sich an ihren Besitzer gewöhnen. Dies erreicht man am besten, indem man sich langsam dem Käfig nähert, dabei beruhigend auf die Wellensittiche einredet und das Lieblingsfutter von außen an die Gitterstäbe hält. Haben sich die Wellensittiche daran gewöhnt, kann man das Gleiche innerhalb des Käfigs durchführen. Dabei ist es wichtig, die Vögel nicht zu ängstigen.
Sollten diese Furcht zeigen, zieht man sich sofort etwas zurück. Wichtig ist außerdem, dass man den Vogel mit dem Futter nicht bedrängt, sondern diesen freiwillig kommen lässt. Nun kann man das Futter auf die Handfläche legen und dies nach und nach weiter nach hinten verschieben, so dass der Wellensittich auf die Hand kommen muss, um an das Leckerli zu kommen. Hat man dies erreicht, ist der Rest ein Kinderspiel.
Zwei Wellensittiche werden in den wenigsten Fällen gleichzeitig zahm. Doch dies kann von Vorteil sein, da sich ein Vogel das Verhalten des anderen abschaut. Sieht der scheuere nun, dass dem anderen keine Gefahr droht, fasst dieser in der Regel viel schneller Vertrauen zum Menschen.
Und das Wichtigste ist: Geduld, Geduld, Geduld.
10 Tipps für eine erfolgreiche Zähmung
1. Standort des Käfigs
Der Standort des Welli-Käfigs ist für sein Wohlbefinden entscheidend. Er mag es, wenn er von oben herab schauen kann. Deshalb sollten Sie den Käfig in Augenhöhe stellen und sich ihm mit Ankündigung eines Pfeiftons annähern. So erschreckt er sich nicht, wenn Sie plötzlich vor dem Käfig stehen.
2.Lieblingsfutter
Wenn Sie herausgefunden haben, welches Futter Ihr Welli am liebsten frisst, können Sie dieses für die Zähmung nutzen. Etwa zwei Stunden vor der Zähmung sollten Sie ihm deshalb sein Lieblingsfutter nicht mehr geben.
3. Zähmungsbeginn
Am sinnvollsten ist es, erst dann mit der Zähmung zu beginnen, wenn das Tier keine Angst mehr vor Ihnen hat. Verängstigung erkennen Sie an eng anliegendem Gefieder, starrem Sitzen auf der Stange oder wildem herum flattern. In diesen Fällen sollten Sie zunächst versuchen, mit ruhigem Ton und aus sicherer Entfernung mit dem Welli oder den Wellis zu sprechen. So gewöhnen sich die Tiere an Ihre Stimme und verlieren mit der Zeit die Angst.
4. Zähmungszeit
Am besten beginnen Sie mit der Zähmung in den Abendstunden, denn dann sind die Vögel etwas ruhiger.
5. Erster Fütterungsversuch
Halten Sie sein Lieblingsfutter vor die Gitterstäbe des Käfigs und warten Sie ab bis er sich von selbst nähert und frisst. Wenn Sie zuvor ca. 2-3 Stunden nicht gefüttert haben, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass dieser Fütterungsversuch gelingt. Drei Stunden Futterentzug sollten Sie aber nicht überschreiten, denn sonst kann es zu Schäden an den Organen kommen.
6. Fütterungsversuch im Käfig
Wenn der erste Versuch erfolgreich war, können Sie sich nun nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in den Käfig hineintrauen. Halten Sie ihm das Futter in den Käfig hinein und warten Sie seine Reaktion ab. Sie sollten sich dabei nicht auf den Welli hinbewegen, da er sich sonst beängstigt fühlt.
7. Fütterung aus der Hand
Nachdem sich Ihr Wellensittich an die ersten Fütterungen von Ihnen gewöhnt hat, können Sie einen Schritt weiter gehen und das Futter auf die Handfläche legen. Anfangs weiter vorne, später weiter hinten, so dass der Welli sich langsam herantasten kann. Irgendwann wird sich Ihnen langsam weiter annähern.
8. Geschlossene Hand
Nun können Sie das Futter in der geschlossenen Hand halten, so dass die Wellis die Körner, z.B. Kolbenhirse, heraus picken müssen. Es kann auch sein, dass sie jetzt schon ohne Futter auf Ihre Hand kommen. Geben Sie ihm anschließend eine kleine Belohnung.
9. Spielen
Spielen Sie mit dem Wellensittich, indem er von Finger zu Finger klettern soll. Erst wenn er sich komplett an Ihre Hand gewöhnt hat, können Sie mit ihm den ersten Ausflug außerhalb des Käfigs unternehmen. Empfehlenswert ist es, wenn Sie ihn beim ersten Mal durch den Raum führen und ihn dann wieder in den Käfig setzen. Sollte er unerwartet vom Finger fliegen, bleiben Sie ruhig und bedrängen Sie ihn niemals. Denn mühsam aufgebautes Vertrauen kann in Sekunden zerstört werden. Spätestens wenn er hungrig wird, fliegt er von alleine in den Käfig zurück.
10. Zähmung eines zweiten Wellensittichs
Grundsätzlich empfiehlt es sich immer, mindestens zwei Artgenossen zu halten. Die Zähmung von zwei Wellensittichen ist jedoch etwas schwieriger. Daher empfiehlt es sich, zunächst einen Vogel zu zähmen und dann den zweiten dazu zu holen. Der neue wird sich viel von seinem Artgenossen abschauen und merken, dass er keine Angst vor Ihnen haben muss. Dennoch sollte man wissen, dass in Gruppen gehaltene Tiere niemals so zutraulich werden, wie in der Einzelhaltung. Diese ist jedoch aus Tierschutzgründen nicht vertretbar.
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